Sommertörn 2015

„May the wind always be at your back and the sun upon your face
and may the wings of destiny carry you aloft to dance with the stars.“


Trinkspruch aus „Blow“, der hoffentlich auch für unseren Törn Gültigkeit hat.

 

 

 

Dienstag, der 26. Mai 2015. Skipper krank und nur zu 75% einsatzbereit. Das sollte trotz allem der Tag unserer Abreise von Punat sein. Sollte …

„Die zerlegte Einspritzanlage ist ganz sicher am 21. Mai fertig“, so die Aussage von Marina Engine bei unserer Abreise vom Austria Cup. Tatsächlich kommen erst am 26. die neuen Einspritzdüsen und werden am 27. Mai eingebaut. Sieht gut aus.

Im Laufe des Tages bemerken wir das Fehlen des Bimini. Im Herbst habe ich es zusammen mit der Sprayhood und den Abdeckungen der Steuerräder zur Reparatur gegeben. Bei dem Paket, das ich im Frühjahr abhole, ist es nicht dabei. Wie ich nachträglich höre, war es aber inzwischen schon mit einem anderen Segler (Gerhard) in Punat. Er hat es sauber geputzt und ist beim Montieren draufgekommen, dass es nicht sein Bimini ist. Er konnte natürlich nicht wissen, dass es nur zwei Schiffe weiter montiert gehört und hat es wieder zum Seidl mitgenommen. So kann ein Bimini auch Landmeilen sammeln.

Dann starten wir halt am 28. ohne Bimini. Zwei Meilen außerhalb unserer Einfahrt raucht der Motor fürchterlich. Zurück an den Start! Ivo, der Mechaniker unseres Vertrauens, ist pünktlich um 8 Uhr am Freitag an Bord. Alle Dieselfilter werden getauscht. Die Probefahrt verläuft trotzdem wieder negativ. Viele mögliche Ursachen, inkl. blockierter Schiffschraube, werden gecheckt. Letzteres erledigt Gerhard in heldenhafter Weise für den erkrankten Skipper.

Inzwischen ist unsere Abreise schon auf Samstag verschoben. Gottfried bringt am Freitag Abend das Bimini aus Salzburg mit. Allein der Jockel will seinen Dienst nicht antreten und verhunzt uns auch diesen Termin. Letzter Status: Ein Marina-Mitarbeiter ist am Montag, 0800 in Rijeka beim Bosch-Dienst und lässt die neuen Einspritzdüsen prüfen. Zwei Stunden später kann er in Punat sein, wo die Düsen wieder eingebaut werden. Auslaufen gegen 1200???

Montag, 1. Juni 2015

Um acht Uhr fährt Ivo mit seinem Dienstmoped vor. Man hat die Einspritzdüsen noch am Sonntag in Rijeka getstet und für ok befunden. Die letzte Möglichkeit ist, den Auspuff zu demontieren. Und da werden wir fündig. Das Auspuffknie ist völlig zugerußt, beim Reinigen wird ein Loch zwischen Wasseransaugkanal und Auspuffkanal sichtbar. Das Teil muss also neu bestellt werden, ist aber weder am Lager in Rijeka noch am Hauptlager in Gent (Belgien) vorrätig. Es wird in der „Volvo-Cloud“ bestellt. Erfahrungsgemäß ist es bis Freitag im Haus. Wollen wir’s hoffen. Jetzt machen wir einen Ausflug nach Opatija.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Schon am Vormittag ereilt mich die frohe Kunde, dass unser Auspuffkrümmer in einem Lager aufgetaucht ist und heute noch geliefert wird. Ivo baut ihn auch noch nach Dienstschluss ein. Die Maschine läuft wieder wie neu. Beim Testen kommt dann doch noch die ultimative Schrecksekunde. Es lässt sich plötzlich kein Gang mehr einlegen, Ivos gesamtes Repertoire an Tricks reicht nicht, der Schalthebel ist im Eimer. Er staunt auch nicht schlecht, als ich aus den Tiefen der Ganymed einen nagelneuen Schaltmechanismus hervorhole. Der kluge Skipper baut ja bekanntlich vor und hat div. Kram an Bord. Inzwischen ist es 18:00, der Homo Mechanikus behält die Übersicht. „Nur mit der Ruhe, gleicht läuft wieder alles“, meint er nur.

Kurz vor 19 Uhr können wir endlich unseren Törn beginnen. Nichts wie weg, zumindest bis nach Rab. Nach einer Nacht in der Christofor legen wir Richtung Süden ab. Nach einem längeren Schlag unter Gennaker muss die „Eiserne Genua“ raus. Das Auspuffgeräusch ist eigenartig, kein Wasser verlässt den Auspuff! Wieder tauche ich in mein schwimmendes Ersatzteillager ab und mit einem neuen Impeller auf, welcher auf offener See gewechselt wird. Nicht ganz einfach aber es funktioniert. Maschine läuft wieder astrein .

Am Abend des 5.6. fällt der Anker vor Komiza auf Vis. Nach dem Ergänzen des Proviants am nächsten Morgen ist unser Tagesziel Palagruza. Bei der Annäherung macht der Leuchtturmwärter einen Smalltalk-Versuch. Leider reicht mein Englisch nicht für eine ergiebige Konversation. Im SO der Insel finden wir einen tollen Ankerplatz – sehr romantisch.

Nach einem ausgedehnten Inselspaziergang auf Palagruza führt ins der Weg zu den Tremiti-Inseln. Pianosa, die erste der Inseln, lädt nicht gerade zum Übernachten ein. Das Eiland ist flach, übersät mit Müll, einzig ein gestrandeter Frachter bildet das „Highlight“ Pianosas. Folglich dümpeln wir nach San Domino weiter. Nach einer Umrundung der Insel ankern wir zwischen San Domino und San Nicola. Abends dürften die Inseln den Einheimischen gehören, tagsüber jedoch kommen dutzende Ausflugsboote und überschwemmen die Inseln mit Touristen. Auf San Nicola besichtigen wir eine alte Burg. Es sieht so aus als hätte man vor einigen Jahren mit der Restaurierung begonnen, die Kohle dürfte aber bald ausgegangen sein. Verwitterte Schilder mit der Aufschrift irgendwelcher EU-Aktionen erinnern an bessere Zeiten. Im Anschluss an die Burg im Südwesten San Nicolas erstreckt sich ein Höhenrücken in den Nordosten der Insel. Hier lässt es sich wunderbar wandern.

 

Dienstag, 9. Juni 2015

Wind mit 4-5 Knoten aus 100 Grad. Ideal, um unter Gennaker 6-7 Knoten zu laufen. Nach 6 Meilen wird der Kurs nach Vieste immer spitzer und, nachdem wir auf die Genua gewechselt haben, noch weniger. Die letzten 10 Meilen werden motort. Die Einfahrt in den Hafen von Vieste ist total versandet. Nur mit Hilfe des Marineros finden wir die Fahrrinne. Beim abendlichen Bummel in der Altstadt beschließen wir, einen weiteren Tag hier zu bleiben.

Es lohnt sich, einen zweiten Tag in Vieste zu bleiben. Am Donnerstag, den 11. Juni brechen wir nach Trani auf. Caterina vermittelt mich an Cinzia, damit wir sicher einen Liegeplatz bekommen. Cinzia ist eine Yacht-Agentin und weist uns in die Gemeindemarina ein, die nur spärlich belegt ist. Unfreundliche Gemeindebedienstete, umständliche Anmeldung, schlechter Service, keine funktionierenden Sanitäranlagen., Preise letztes Jahr um 20% erhöht. Kein Wunder!

Mein alter Freund, der Bow-Thruster, gibt wieder einmal auf, als es zum Anlegen ist. Die Altstadt ist zwar sehr schön, jedoch total überfüllt mit Menschen und Autos. Nach einem kurzen Ausflug flüchten wir auf’s Boot.

 

12. Juni 2015

Die 58 Meilen nach Monopoli segeln wir fast ausschließlich. Im Stadthafen finden wir einen tollen Liegeplatz, noch dazu gratis. Der Ort stellt sich als sehenswert vor, die gesamte Altstadt ist FuZo, hier kann man sich wohlfühlen. Was wir auch zwei Tage lang tun.

 

14. Juni 2015:

Genua Reff 1, Groß Reff 2 – so glüht Ganymed auf einer Schneiderkreuz nach Brindisi. Immer zwischen 8 und 10 Knoten Speed. Wirklich toller Segeltag. Direkt neben der Stiege, die das Ende der Via Appia aus Rom kommend darstellt, finden wir wieder einen Liegeplatz. Auch sonst nichts Neues. Viele Leute auf der Straße wegen des Sonntags, nette Atmosphäre, wenig Nachtruhe.

 

15. Juni 2015:

Unser 41. Hochzeitstag beginnt mit einer kurzen Fahrt zur Tankstelle. Mit vollem Dieseltank segeln wir nach Otranto. Die Bucht vor dem Hafen bietet sich wunderbar zum Ankern an. Abends ist ein schickes Galadinner angesagt. Am nächsten Morgen soll es eigentlich nach Griechenland, genauer gesagt auf die Insel Erikousa, kurz vor Korfu, gehen.

Beim Aufholen des Ankers sehe ich einige Kugeln aus dem Lager der Rollreffanlage im Ankerkasten liegen. Die fehlenden Kugeln habe ich zwar mit aber sie lassen sich nicht wie gewohnt einfüllen. Ein Anruf bei der Fa. Frisch in München bringt Klarheit. Herr Böhm rät, das Vorstag und die Rollanlage zu demontieren. Flugs wird die Rollanlage ausgebaut, der Start auf morgen verschoben.

 

16. Juni 2015:

Heute bleiben wir noch einen Tag in Otranto. Den halben Tag verplempere ich mit der Rollanlage, den Rest des Tages wird gechillt. Erst am Mittwoch, den 17. Juni, starten wir nach Erikousa. Der Wetterbericht sagt 14 bis 18 kn Wind aus nördlichen Richtungen voraus, ideal für die Überfahrt. Tatsächlich warten wir vormittags noch ein kurzes Gewitter ab, um dann bei Sonnenschein gegen 15 Uhr abzulegen.

Schon nach zwei Stunden verfinstert sich der Himmel abermals. Gerade rechtzeitig bergen wir die Segel, bevor ein Gewittersturm mit 50 Knoten Basis-Windstärke mit Böen bis zu 60 kn über die Ganymed herfällt. Gemessene Windspitze 59,9 Knoten. Der Regen prasselt auf uns ein als wäre es Hagel. Erst als der Wind wieder auf 45 kn nachlässt trauen wir uns einen Teil der Genua wieder z u setzen. Der Wind ist gottlob fast achterlich, das beschert uns eine tolle Rauschefahrt. Erst gegen 23 Uhr erreichen wir Erikousa.

18. Juni 2015

Am Morgen werden die Tanks noch mit Trinkwasser gefüllt. Der Watermaker funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk, macht also viel Freude. Wind aus NW mit 25 kn bläst uns, nur unter Genua, vor dem Wind nach Gouvia. Wir entscheiden uns für Ankern vor der Marina. Inmitten einiger Superyachten findet sich auch für unsere Ganymed ein nettes Platzerl für die beiden nächsten Tage. Am Freitag steht der Besuch der Altstadt Korfu auf dem Programm. Samstag morgens verlegen wir das Schiff in die Marina. Nach 600 Meilen ist Klar Schiff angesagt.

21. Juni 2015

Der zweiwöchige gemeinsame Törn beginnt mit einem Schlag nach Sivota am Festland. Die sogenannte Mittlere Bucht neben dem Ort Mourtos scheint uns zum Ankern am Idealsten.

 

22. Juni 2015

Gaios auf der Insel Paxi ist, wenn man sich schon im Ionischen Meer befindet, ein Pflichttermin. Zu verträumt und idyllisch liegt der Ort an einem fjordartigen Einschnitt, der die Insel Agios Nikolaos vom Festland trennt. Wie fast überall in Griechenland wird mit Anker und Heck zum Kai angelegt. Abends wird köstlicher Fisch in einer der Tavernen serviert.

 

23. Juni 2015

Schöner Segelwind heute. Unter Groß und Genua liegt tiefer raumer Wind an, die Einfahrt zum Kanal von Levkas ist der Ansteuerungspunkt. Wir cruisen gemütlich mit Autopilot während sich eine Jeannau 45 mit Spinnaker von hinten anschleicht. Händisches Steuern stellt wieder Klarheit her, der Abstand hach hinten vergrößert sich schnell.

An der Brücke, die Levkas mit dem Festland verbindet beträgt die Wartezeit fast eine Stunde. Schließlich ist die Durchfahrt frei. Der Ankerplatz vor der Marina ist schnell erreicht.

 

24. Juni 2015

Fast kein Wind. Das kurze Stück nach Meganisi wird motort. Im Norden der Insel finden wir einen wunderschönen Ankerplatz.

 

25. Juni 2015

Phiskardo steht auf dem Plan. Der wunderschöne Ort im Nordosten Kefallonias ist Ullis Lieblingshafen im Ionischen Meer. Nach wenig Wind auf den ersten Meilen frischt dieser dann aber ein wenig auf, Reff 1 wird vorsichtshalber eingeschoren, die Kinder sollen ja auch ihren Spaß haben.

Im Nordosten der Bucht ankern wir mit langen Landleinen. Der Ort wird mit den Jahren immer hübscher, viele Häuser wurden saniert, Plätze neu angelegt. Obwohl wir feststellen, dass die Häuser immer bunter werden, verliert Phiskardo nichts an seinem Charme.

 

26. Juni 2015

Heute sieht es eigentlich nicht nach Wind aus. Sobald wir aber den schützenden Hafen verlassen setzt Wind aus Nord/Nordwest ein. Zuerst mit nur acht Knoten, bis zu unserem Ziel aber erreicht er bis zu 30 Knoten. Interessantes Anlegemanöver mit Anker im Hafen Poros, von Martin bravorös gemeistert.

Der Ort selbst gibt nicht viel her, lediglich beim Hafen finden wir eine hübsche Bar im Stil eines Piratenschiffs. Na denn Prost!

 

27. Juni 2015

Um 10 Uhr laufen wir aus. Nordost mir 3 Bft. schiebt uns nach Süden. Nach einer Stunde Fahrzeit braut sich im Osten ein Gewitter zusammen, der Wind steigt auf 24 Knoten, bevor er sich wieder normalisiert. Dann, am frühen Nachmittag, ein weiteres Gewitter mit Starkregen aus Westen. Beim Bergen der Segel bekommt das brüchige Großsegel einige kleine Risse ab. Es sind nur noch zwei Meilen nach Vromi auf Zakynthos. Die Bucht ist ca. drei Meilen südlich der Wrack Bay, mit tiefem Ankergrund, sonst aber durchaus reizvoll. Von hier starten viele Ausflugsboote zur Wrack Bay.

 

28. Juni 2015

Morgens wird noch schnell das Großsegel getapt, dann motoren wir in die Wrack Bay. Der Strand ist voll mit Touristen aus den verschiedensten Ausflugsbooten. Doch wir haben Glück. Es scheint gerade „Schichtwechsel“ zu sein, alle Besucher werden mithilfe der Schiffsirenen an Bord geholt, der Strand gehört kurz uns allein. Das türkise Wasser, der weiße Sand und die imposant aufragenden Felsen sind immer wieder ein Erlebnis der Sonderklasse!

Das Tagesziel ist heute der Golf von Korinth, zumindest der nördliche Eingang davon. In Mesolongion hoffen wir, unsere Vorräte an Essbarem wieder auffüllen zu können. 20 Meilen hält uns der Wind immer zwischen 5 und 7 Knoten Speed bevor er unter 5 Knoten abflaut und wir die Maschine anwerfen. Es ist einfach zu weit zum Trödeln.

Die Hafeneinfahrt von Mesolongion ähnelt der Einfahrt in einen norditalienischen Hafen wie z. B. San Giorgio. Eine zweieinhalb Meilen lange, auf 6 m Tiefe gebaggerte Einfahrt, zu beiden Seiten knietiefes Wasser, endet in einem natürlichen Hafenbecken mit 8 m Tiefe. Platz genug zum Ankern, selbst eine „Marina“ wäre vorhanden.

 

29. Juni 2015

Vormittags besorgt Martin noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen, dann nehmen wir Kurs Ost durch den Kanal von Patras, unter der Brücke zwischen griechischem Festland und dem Peleponnes durch in den Kanal von Korinth. Die Beschreibung des Rod Heikell von Navpaktos klingt gut. Ein ausführlicher Besuch des Ortes überzeugt auch uns. Das Abendessen ist einfach zum Niederknien, feinstes italienisches Eis rundet den Abend ab.

 

30. Juni 2015

Motorbootfahrt nach Galaxhidi. Wenigstens sind die Batterien wieder geladen. Der kleine Ort in der Mitte des Golfes von Korinth bietet einen sicheren Ankerplatz, was sich für uns als wichtig erweist, da wieder einmal ein kleines Gewitter in unserer Nähe vorbeizieht.

 

1. Juli 2015

Auf nach Korinth. Mit idealem Wind beginnt der Segeltag. Raumer Kurs, keine Welle, 8 Knoten Speed. Doch am frühen Nachmittag bilden sich wieder einige Gewitterzellen rund um uns. Die Segel werden vorsichtshalber geborgen, eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, wie sich später herausstellt.

Heuer legen wir im „Yachthafen“ Korinth an. Nach ein paar Tastversuchen im Hafenbecken finden wir einen Liegeplatz längsseits an der Kaimauer mit genügend Tiefe. Das Nachtleben der Stadt ist nicht Ohne. Vor allem viele junge Leute bevölkern die FuZo mit ihren unzähligen Restaurants, Tavernen und Bars. Tolle Stimmung!

Der Skipper trinkt ein Extra-Achterl auf das Wohl der „Korinthenkacker“.

 

2. Juli 2015

Ein besonderes Erlebnis steht auf dem Plan: die Straße von Korinth. Der 3,2 Meilen lange Durchstich durch den Isthmus Korinths ist in der Tat abenteuerlich. Unsere Anweisung lautet „Full Speed“ durch den tiefen Einschnitt in den Felsen zu motoren. Vor uns das Pilotboot, hoch über uns vier Brücken, die das Festland mit dem Peloponnes verbinden.

So richtig spielt auch heute der Wind nicht mit. Einen großen Teil der Strecke nach Aigina arbeitet die Eiserne Genua.

 

3. Juli 2015

Marion hat Geburtstag!

Martin holt früh morgens frische Croissants. Zusammen mit Eierspeise bereitet er ein opulentes Frühstück.

 

4.7.2015

Morgens verholen wir uns in die Marina. Martin hat am Vorabend einen Liegeplatz ausgemacht, der offenbar momentan unbenutzt ist. Ioannis, der Inhaber des Liegeplatzes, erlaubt uns anzulegen, stellt uns Wasser und Strom zur Verfügung. So sieht griechische Gastfreundschaft aus. Vom Marinapersonal ist nichts zu sehen. Wir wollen sie auch nicht belästigen.

Mittags checken die Kinder aus, das vorbestellte Taxi steht pünktlich bereit. Den Nachmittag nutzen wir, um das Schiff gründlich zu entsalzen und innen zu reinigen. Der zufällig am Steg stehende Tankwagen füllt unsere Dieselbestände auf. Anschließend machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt. Gar kein so einfaches Unterfangen, trotz der Großstadt Athen. Erst nach mindestens drei Kilometern werden wir fündig.

Abends ist es einfacher. Das Restaurant vom Vorabend hat uns überzeugt, wir werden Wiederholungstäter.

 

5.7.2015

Für unsere Verhältnisse früh, nämlich schon um 10 Uhr, legen wir in der Marina ab. Es ist wieder einmal herrlicher Segelwind der uns bis zum Kap Sounion trägt. Die 15 Meilen nach Norden legt der Meltemi kräftig zu. Zwei Reffs in Groß und Genua sind unbedingt nötig, um nach Porto Rafti aufzukreuzen. Die Bucht selber stellt sich als absolut sicherer Naturhafen dar. Von hier aus ist es übrigens viel näher zum neuen Athener Flughafen als von der Marina Alimos aus. Alimos war bis vor wenigen Jahren direkter Nachbar des Flughafens, entsprechend groß der Fluglärm.

6.7.2015

Zur Südostspitze Euböas ist es heute ein Anlieger. Wieder je zwei Reffs, Speed zwischen 8,5 und deutlich über 10 Knoten. Echt lässig. Zwei Meilen Nordöstlich des Kaps ankern wir in der Ormos Kastri. Die Bucht ist zwar vom Seegang geschützt, der Wind ballert aber ungehindert weiter, bei 30 Knoten Wind und mehr am Anker braucht es viel Vertrauen in selbigen.

 

7.7.2015

Eigentlich haben wir uns vorgenommen, früh aufzustehen um den sanfteren morgendlichen Wind zu nutzen. Der Wind hielt leider die ganze Nacht, bei Sonnenaufgang legt er sogar noch ein wenig zu. Da die ersten 12 Meilen bis Kap Fireas total gegenan sind, entschließen wir uns unter Motor aufzukreuzen. Bei 2 m Welle und bis zu 40 kn Wind kein Spaß. Ab dem Kap können wir 80 Grad abfallen, dann soll auch der Wind segelbar sein.

Leider dreht der Wind von Nordost auf Nordwest, sodass wir weiterhin gegenan fahren. Zum Glück flaut der Wind auf unter 30 Knoten ab. Zwei Reffs in beiden Segeln erlauben kreuzen mit großen Problemen. Nach 26 Meilen zeigt sich ein kleiner Riss in der Genua. Die Segel werden vorsichtshalber geborgen, der Rest bis Petries motort. Wir nehmen uns fest vor, Reff 3 und die Sturmfock vorzubereiten.

Der Naturhafen Petries wird als „Sensationell“ beschrieben. Bei mindestens acht Fehlversuchen zu Ankern stellt sich die Frage, wie das gemeint ist. Irgendwann nach einer Stunde hält der Anker im Windschatten der Hafenmole.

 

8. 7. 2015

An ein Bergen und Reparieren der Genua ist angesichts von morgendlichen 25 kn Wind nicht zu denken. Also schlagen wir die Sturmfock an und bereiten Reff 3 vor, draußen ballert es ordentlich. Die ersten 15 Meilen ist die Besegelung ideal, in weiterer Folge wird der Wind schwächer, bis wir bei ungerefftem Groß anlangen.

Um 18:00 erreichen wir Linaria auf Skyros. Vor dem Hafen empfängt uns der Hafenmeister und weist uns einen Platz ausserhalb des Hafens aber an Muringleinen, zu und ist sogar beim Festmachen behilflich. Für griechische Verhältnisse völlig ungewöhnlich. Mal sehen ob wir morgen etwas zahlen müssen.

Zuerst entsalzen wir, dem Watermaker sei Dank, das Schiff. Vor dem Abendessen im Dorf reparieren wir noch die Genua mit Tape in allen Größen.

 

9.7.2015

Der Wind zeigt sich von der ruhigen Seite, max. 18 Knoten. Er dreht auch wieder, wie in den letzten Tagen, von NW im Laufe des Tages auf NO. Skopelos wird praktisch zum Anlieger. Ormos Panormou, im Westen der Insel Skopelos, überrascht uns mit einem sehr schönen Ankerplatz. Kurz bevor es endgültig finster ist, sind die Landleinen festgemacht, dem Weg zum Wirten steht nichts mehr im Wege.

 

10.7.2015

Und wieder bläst schon am frühen Morgen der Meltemi, in diesem Teil der Ägäis aus Nordwest. Eine der beiden Landleinen hat sich infolge einer Schlamperei meinerseits gelöst. Shame over me.

Der Segeltag beginnt mit Totalreff (3/3) und endet in Skiathos mit Ge+Gr1. In der Nähe des Chartersteges ankern wir, direkt neben der Einflugschneise des Flughafens Skiathos. Nach dem Abendspaziergang durch die Stadt dinieren wir hochnobel in Sofia’s Family Restaurant, hoch über dem Hafen von Skiathos. Es ist leider der letzte gemeinsame Abend mit Ulli.

 

11.7.2015

Tagwache 07:00. Nach einem kurzen Kaffetscherl fährt Ulli zum Flughafen. Ich vertrödle noch den Vormittag mit „wichtigen Dingen“ bevor ich um 12:30 den Anker lichte. Nachdem ich Ulli versprochen habe, kein Risiko einzugehen, beginne ich bei 5 Bft. mit Reff 3/3. Der Wind wird aber im Laufe des Tages immer weniger, sodass ich nach 25 gesegelten Meilen bei Vollzeug lande, die letzten Meilen überhaupt mit Motor bewältige. In der Bucht Damouchari finde ich einen romantischen Ankerplatz. Die Bucht ist so eng, dass ich zwei Landleinen anbringen muss.

Sie hat aber Platz für zwei Restaurants, wobei ich mit Sicherheit das bessere der beiden erwischt habe.

12.7.2015

Hier gefällt es mir so gut, dass ich einen weiteren Tag bleiben werde, Stress habe ich ja keinen, die paar Meilen nach Thessaloniki werde ich bis Freitag schon schaffen. Sonnensegel rauf, Sprayhood herunter, chillen! So stelle ich mir das jedenfalls vor.

Dann muss ich leider feststellen, dass die Wasserpumpe des WC nicht funktioniert. Ich sehe schon ein „Projekt“ auf mich zukommen. Für’s Erste wird die Pumpe nur ausgebaut, die Leitung nach Außenbord durchgeblasen, alles gereinigt und wieder zusammengebaut. Siehe da, alles läuft wieder wie geschmiert.

Nachmittags wandere ich in die Berge des Hinterlandes auf einem alten Saumpfad. Der Weg erinnert mich an unseren Ausflug im heurigen Frühjahr, den wir bei Clausens in Mallorca machten. Wunderbare Aussichten bis weit nach Skiathos tun sich auf.

Angesichts der tollen Tavernen in der Bucht fallt es mir nicht schwer, auf selber gekochtes zu verzichten. Der Greek Salad mit einem Mythos um wohlfeile 9,50 € schmeckt in der Zivilisation einfach besser. Nach der Nahrungsaufnahme nutze ich den inzwischen total eingeschlafenen Wind um die Genua noch einmal nachzukleben. Einige Kleinigkeiten habe ich letztes Mal übersehen bzw. sind wieder dazu gekommen.

14.7.2015

Ruhetag. Länger schlafen. Mittags begebe ich mich auf Passwortsuche in den Ort. Im Strandlokal, dessen WiFi-Signal ich am besten am Schiff empfange, genehmige ich mir ein kühles Mythos. Das originelle Passwort ist 12345, nützt aber nicht viel, da sich keine Daten uploaden lassen.

Also wird nicht an meiner Homepage gearbeitet sondern die Instrumente kalibriert. Den Kompass sowie den Autopiloten nehme ich mir heute vor. Siehe da, die beiden Komponenten funktionieren so gut wie noch nie! Um Logge und Tiefe kümmere ich mich ein andermal.

 

15.7.2015

Rod Heikell schreibt von Sani Marina als eine neue Marina mit 3 m durchgängiger Wassertiefe. Das hört sich gut an, noch dazu liegt es fast in der Mitte zwischen Koufu und Thessaloniki. Bei der Ankunft weist ein Schild am roten Leuchtfeuer auf eine Tiefe von 2,5 m hin – Scheisse. Plan B ist ankern vor der Marina. Abends sattle ich mein Beiboot und erkunde selbige.

Man wähnt sich in Sardinien oder an der Cote d’Azur. Tolle Restaurants, schicke Boutiquen, ein Supermarkt vom Feinsten usw. usw. Die Gäste werden mit einer Armada elektrischer Golfcars zwischen Marina, Restaurants und angeschlossenem Hotel bewegt. Beeindruckend.

 

16.7.2015

Gleich am Morgen mache ich noch einige Besorgungen im Supermarkt. Nach einem köstlichen Kaffee besuche ich noch den Hafenmeister. Nachdem morgens die Tafel mit den 2,5 m Tiefe weg ist, bin ich nämlich unsicher geworden. Er bestätigt trotzdem eine „sichere Tiefe“ von 2,5 Metern. Wir verabreden jedoch, dass, wenn ich am Samstag wiederkomme, ich einen Versuch mache einzulaufen. Bei ev. Problemen hilft mir das Marina-Motorboot.

Kurz nach High Noon geht der Anker hoch, Kurs Nea Mikhanonia liegt an. Der Wind ist, genau wie gestern, einfach ideal, immer zwischen zwei und drei Bft. Da gibt es unter Vollzeug auch alleine keine Probleme.

Schon kurz nach Beginn der Zeit im Bild komme ich im Fischerhafen Nea Mikhanonia an (38 sm) und gehe an einem großen Fischerboot längsseits. Eigentlich gibt es nichts bequemeres. Alle „Poller“ sind auf Arbeitshöhe und leicht erreichbar. Und Strom gibt es am Kai auch noch. Was will man mehr. Sogar Wasser wäre vorhanden.

Abends gibt es Pipe Regate (Barilla Nr. 91) an Tomatensauce mit einem Hauch von extra fein geriebenem Parmicano. Dazu ein Salaterl mit Tomaten, Paprika, Oliven, Feta-Käse, kalt gepresstem Olivenöl, Aceto di Vino Rosso Riserva und einer geheimen Gewürzmischung aus der Bordküche. Mit 1 3/4 Hauben deutlich unter Ullis 3-Hauben-Niveau. Aber ich setze beim Genießen mein Segelkapperl auf, dann passt es auch fast.

 

17.7.2015

Nur mehr 14 Meilen nach Thessaloniki. Fast kein Wind, es zahlt sich also nicht aus, die Segel zu setzen. Um 13 Uhr lege ich neben einer Grand Soleil 54 mit Schweizer Flagge an. Der Eigner ist ein in Zürich lebender Vorarlberger mit seiner Gattin. George und Sonja sind zwei ausgesprochen sympathische Leute, mit denen ich sofort ins Plaudern komme.

Am späten Nachmittag reisen Eva und Michael an. Zusammen besorgen wir einige Kleinigkeiten, bevor wir in die Altstadt Thessalonikis zum Essen gehen. In einer Taverne bestellen wir einige verschiedene Vorspeisen zum Durchkosten. Super Idee!

 

18.7.15

Heike, Stoffi und Stefan treffen um 10:30 in der Marina ein. Mit im Gepäck einen neuen Sensor für mein Bugstrahlruder. George hat mir am Vortag seine Hilfe bei der Reparatur des Bugstrahlruders angeboten. Er ist Vollbluttechniker und hat sein eigenes Schiff selbst installiert, alles vom Feinsten. Dank seiner Hilfe funktioniert die Anlage in kurzer Zeit wieder astrein. Danke nochmal George!

Um 12:45 laufen wir aus um Porto Sani zu erreichen, was uns auch noch vor Sonnenuntergang gelingt. Freilich motoren wir das letzte Drittel aus Zeitgründen. Der Versuch in die Marina einzulaufen misslingt leider aufgrund des Tiefgangs. Wir ankern wieder vor der Einfahrt. Abends suchen wir uns ein Lokal aus, welches zwar sehr gut, jedoch viel zu teuer ist.

 

19.7.2015

Vormittag ergänzen wir unsere Verpflegung im Supermarkt der Marina. Um 12:00 ist alles erledigt, alle haben noch gebadet, Kurs Porto Koufu liegt an. Wunderbarer Segelwind, teilweise ideal für den Gennaker, ist uns heute beschieden.

In Koufu wiederholen wir den Trick mit den Vorspeisen, wieder sind alle mehr als zufrieden. In der Nacht passiert mysteriöses. Obwohl der Anker mit Vollgas eingefahren wurde und maximal 10 Knoten Wind herrschen, slippt der Anker. Michael schläft im Freien und bemerkt das zum Glück !

 

20.7.2015

Tagwache 09:30, wieder einmal zu lange geschlafen. Aber nach Ammouliani ist es nicht weit, 37 Meilen sollen es werden. Die gesamte Strecke ist segelbar, zum Großteil wieder mit Gennaker. Am frühen Abend kommen wir in Ammouliani auf der gleichnamigen Insel an. Die Hafenskizze im Greek Waters Pilot stimmt wieder einmal gar nicht, so legen wir an der Außenmole längsseits an, wo es eigentlich nur 2 m tief sein soll, nachdem an der Innenseite, bei 3 m Angabe, es lediglich 2,4 m hat.

 

21.7.2015

Fast kein Wind heute. Das macht aber vorläufig nicht viel aus, so können wir die Klöster entlang der Küste Aktis, das ist der östlichste Finger Khalkidikis, bewundern. Besichtigen ist leider nicht drinnen. Für das Betreten der Halbinsel ist ein eigenes Permit vonnöten. Und davon werden angeblich täglich nur 10 Stück ausschließlich an Männer ausgestellt.

Von der großen Anzahl der Klöster bin ich beeindruckt. Unser Ankerplatz soll im Südosten der Insel sein, stellt sich aber bei näherer Betrachtung als nicht vertrauenswürdig heraus. Also fahren wir unter Maschine weiter nach Thasos. Es sind ja nur 28 Meilen bis Limenaria im Südwesten der Insel.

Der Hafen von Limenaria wird komplett umgebaut. Zwei große Wellenbrecher sind in Arbeit, von der Hafenskizze Heikells ist nichts mehr zu erkennen. Im Norden des großen Hafenbeckens finden wir einen Platz an der Mole. Tiefe 2,8 m.

22. Juli 2015

Heute großes Hafenkino!

Morgens ist Ebbe, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit flauem Gefühl im Magen lege ich ab, sind wir doch gestern Abend mit nicht allzu viel Wasser unter dem Kiel eingelaufen. Tatsächlich stecken wir schon nach 30 Metern im Schlick fest. Mit einem kleinen Touri-Motorboot versuchen wir das Schiff über das Großfall schräg zu stellen. Nachdem das zu wenig nützt, hilft ein kleines Fischerboot und will uns durch den Schlick ziehen. Keiner von uns Dreien versteht offenbar, was der andere will. Nach 20 Minuten Chaos geben wir auf.

Im Schatten eines Baumes beobachtet uns jemand. Derjenige stellt sich als Fischer heraus, der plötzlich mit einem großen Fischerboot ankommt. Im Nu hat er uns aus dem Dreck gezogen. Ende der Vorstellung.

Das Segeln erfordert heute sehr viel Geduld. Wenig Wind aus wechselnden Richtungen im ersten Drittel der Strecke. Erst dann stabilisiert sich die Windrichtung auf Nordost. Der Hafen Thasos ist riesig, mehr als genug Platz zum längsseits anlegen.

 

23. Juli 2015

Samothraki, die letzte griechische Insel, steht heute auf dem Plan. Meltemi mit 4 Bft. steht vor dem Hafen, wird aber schon nach wenigen Meilen schwächer. In Verbindung mit hohen Wellen wird das eine unangenehme Kombination. Am Besten läuft es mit Motor und Genua. Nach 16 Meilen Richtung Osten ist plötzlich Schluß mit dem Motorengebrumme. Sobald ich Gas gebe, stirbt der Motor ab. Erste Diagnose: Dieselfilter verstopft.

Bekanntlich kommt ja ein Unglück selten allein. Bei der Schaukelei ist der in der Brausekabine gestaute Segelsack umgefallen und hat die Brause eingeschaltet. Tank leer, Vorschiff bis zu den Bodenbrettern mit Süßwasser voll.

Da wir keinen Ersatzfilter an Bord haben müssen wir umkehren, die Chance in Thasos Hilfe zu bekommen scheint uns größer als auf der kleinen Insel Samothraki. Am späten Nachmittag sind wir wieder im Hafen Thasos.

Ein nach Australien ausgewanderter Burgenländer, sein Schiff liegt zwei Plätze hinter uns, kennt einen Mechaniker in der Elevtheron Bay mit kleiner Marina. Wir vereinbaren, am nächsten Tag zu kommen.

24. Juli 2015

Um 07:30 legen wir schon ab. Der Motor läuft gerade solange, dass wir von der Mole rückwärts ablegen können, dann stirbt er für immer ab. Unter Segel verlassen wir schließlich den Hafen. Es ist zwar lässig nach Elevtheron zu Segeln aber leider ist das die falsche Richtung. Ein segelschulmäßiger Aufschießer mit anschließendem Ankermanöver ist der Beginn einer langen Wartezeit auf den Mechaniker, der in 20 griechischen Minuten an Bord kommen soll. In der Tat werden es drei Stunden.

George baut den Grobfilter aus und stellt fest, dass er von vielen „Living Things“ inside befallen ist. Dieselpest an Bord! Pfui Deibel! Im Nu ist ein neuer Filter installiert. Ab nach Samothraki.

 

25. Juli 2015

Laut meinem Törnplan soll es heute nach Gökceada gehen. In der Tat ist es so, dass wir weder in Samothrake ausklarieren können, weil Zoll und Hafenpolizei geschlossen wurden , noch kann man in Gökceada einklarieren. Also fahren wir morgen, ohne uns zu verabschieden, nach Canakkale.

Den heutigen Tag verbringen wir auf Samothrake. In Kamariotissa leihen wir uns drei Motorroller aus, mit denen wir zuerst nach Palaiopolis düsen. Hier kann man das Heiligtum der Großen Götter besichtigen. Das Museum, in dem eine Nachbildung der berühmten Nike von Samothrake zu sehen ist, ist zwar geschlossen, die archäologischen Ausgrabungen sind aber sehr interessant.

Anschließend fahren wir nach Loutra, im Norden der Insel. Nicht weit von dort entfernt liegt „Gria Vathra“, der Ausgangspunkt eines Wanderweges, der entlang eines Flüsschens zu einem Wasserfall führt. Das Quellwasser ist nicht allzu kalt, man kann hier wunderbar baden.

Am Abend steht noch ein Besuch der Bergdorfes Profitis Ilias an.

 

26. Juli 2015

Leider wieder kein Wind am Morgen. Erst nach 15 Meilen Motorfahrt können wir Segel setzen. Der herrschende Südwind erlaubt es uns, alle Wegpunkte direkt anzufahren. Erst ab der Einfahrt in die Dardanellen werfen wir wieder den Jockel an. Ankunft um 18:30 in der Canakkale Marina. Die Behörden kommen erst Morgen um 09:00 in die Marina, was bedeutet, dass wir das Schiff nicht verlassen dürfen. Dafür können wir die Waschmaschine benutzen. Ist ja auch was.

 

27. Juli 2015

Der heutige Tag beginnt mit Warten auf den Agenten, der das Einklarieren für uns übernimmt. Wieder werden, wie in Griechenland, Unmengen Kopierpapier verbraucht, bevor sich der Agent auf sein Mofa schwingt und mit den Papieren davonrauscht. In der Zwischenzeit tanken wir Diesel, 274 Liter.

Mittags taucht unser Agent mit dem Transit Log auf. Noch schnell zur Polizei und die Gesichtskontrolle absolvieren. Der Polizist, welcher uns die ganze Nacht bewachte, wünscht uns noch eine gute Reise, im Ort kaufen wir noch Lebensmittel. Erst jetzt, nach 20 Stunden an der Zollpier und mit drei bunten Stempeln beglückt, dürfen wir offiziell unser Schiff verlassen.

Kurz bevor wir ablegen wollen, gestikuliert der Agent aufgeregt und will das Transit Log wieder zurück. Es muss noch ergänzt werden? Also wieder – Moped und warten. Nach weiteren zwei Stunden und um einen roten Stempel reicher, dürfen wir endlich ablegen. Als gelernter Österreicher ist man ja an Bürokratie gewöhnt, hier aber fühlt man sich wie nach Absurdistan verschlagen. 22 Stunden für eine Einreise als Staatsbürger eines befreundeten Staates, trotz gültigem Pass und Visa, das muss eine Bananenrepublik erst mal toppen.

Heute schaffen wir es nur mehr bis Gelibolu, zu viel Zeit wurde uns sinnlos gestohlen.

28. Juli 2015

50 Meilen nach Marmara, auf der gleichnamigen Insel, liegen vor uns. Der größte Teil lässt sich wieder super segeln. Im Hafen legen wir r.k. an. Im Ort ist heute Feiertag, die Leute grillen am Hafen, ein Wettbewerb mit Fischerbooten läuft vor dem großen Kai im Ort. Wir werden auf Rotwein und in einer Scheibtruhe gegrillte Sardinen eingeladen, die herrlich munden. Die Einheimischen sind extrem freundlich, wir fühlen uns wohl.

29. Juli 2015

Auf dem Weg bis Istanbul kann man nirgends mehr anlegen, die einzige Insel Imrali ist militärisches Sperrgebiet. Das heißt also 72 Meilen fast ausschließlich Vollgas unter Motor. In der Atakoy-Marina ist ein Liegeplatz reserviert.

30. Juli 2015

Stadtbesichtigung. Wir chartern eine private Führerin, die uns die Sultanahmet Moschee, den iranischen Bazar, die Altstadt und weitere Moscheen usw. zeigt. Mit ihr fahren wir auch über den Bosporus in den asiatischen Teil der Stadt.

31. Juli und 1. August 2015

Der Skipper kümmert sich heute ums Schiff: Service und Ölwechsel beim Watermaker, Klar Schiff außen. Die Crew macht die Innenstadt unsicher.

Am Samstag fliegen Stoffi und die Seinen nach Hause, Ulli und Noah kommen nach Istanbul.

 

2. August 2015

Die Wimmer’s machen Istanbul unsicher. Nach einer kurzen Visite der Sultanahmet Moschee widmen wir uns gründlich der Hagia Sophia, die von Kemal Atatürk zum Museum erklärt wurde, das allen Türken offensteht. Trotzdem ist Eintritt zu bezahlen, auch in der Türkei sind Sozialleistungen endenwollend. Das Highlight des Tages ist aber der Topkapi-Palast mit seinem großen Harem, den privaten Räumlichkeiten des Sultans.

Die Taxifahrt in die Ataköy Marina bringt uns noch ein spannendes Erlebnis. Der Fahrer möchte, mit deutlichem Hinweis auf die Uhrzeit in seinem Rückspiegel (17:40 Uhr), tatsächlich 174 Lira für die Fahrt kassieren. Nach längerer Diskussion schaltet er die Anzeige auf Taxameter um, welches 73 Lira anzeigt. Inzwischen glaube ich gar nichts mehr und lege ihm 50 Lira auf den Sitz und gehe.

 

3. August 2015

Heute starten wir mit einer Rundreise mit dem Hop-on Hop-off-Bus, eine bewährte Methode, fremde Städte in kurzer Zeit kennenzulernen. Anschließend schlendern wir durch den Großen Bazar. Orientalische Gewürze und Süßspeisen, gefakte Leiberl, Gold und Silber tonnenweise, sogar Falschgeld, hier gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt.

 

4. August 2015

Die Heimreise beginnt mit einer Motorfahrt zur Halbinsel Kapidag Jarimadasi im Südwesten des Marmarameeres. In einer Bucht bei Turan legen wir in einem nagelneuen Hafenbecken an, das noch in keiner Karte eingezeichnet ist. Der Ort zeigt die Türkei, wie sie vor 100 Jahren ausgesehen haben könnte. Der Strand bietet glasklares Wasser.

5. August 2015

Unspektakulärer Tag, wenn man von den letzten 20 Minuten der heutigen Fahrt absieht. Kurz vor dem Ankern erreicht uns nämlich ein Gewitter. Ansonsten wechseln sich Phasen unter Segel mit Motorfahrten ab. Erst um 20:15 erreichen wir Gelibolu am nördlichen Ausgang der Dardanellen.

 

6. August 2015

Das Wasser des Marmarameeres und in den Dardanellen lädt nicht unbedingt zum Baden ein, zu viele Quallen bevölkern das grüne, großteils trübe Wasser. Also schnell wieder in die Ägäis zurück.Das Wetter hat sich über Nacht beruhigt, es scheint wieder die Sonne. Der Wind hat sich so um die 20 Knoten aus Nordost eingependelt. Der Verkehr mit Frachtern und Tankern ist brutal dicht, Rushhour sozusagen. Wir reihen uns dicht hinter der „Swimmer“ und 1 Meile vor der „Lucky Brother“, einem Tanker ein. Der Kurs ist total Vorwind, daher der Gennaker unsere beste Wahl. Das bedeutet aber auch, dass wir das gesamte Fahrwasser brauchen, um vor dem Wind zu kreuzen. Bei dem ausgewiesenen getrennten Fahrwasser befinden wir uns teilweise auf der „Gegenfahrbahn“.

Nach zwei Halsen überholt uns die „Lucky Brother“ äußerst spektakulär in 20 Metern seitlichem Abstand. Ich kann einfach unter Gennaker nicht tief genug segeln. Kurz vor Canakkale frischt der Wind auf 26 Knoten auf. Zeit den Gennaker zu bergen. Auch unter Genua läuft die Ganymed permanent zwischen 8,5 und 11 Knoten. Am Ausgang der Dardanellen haben wir die „Swimmer“ überholt, die laut AIS mit 8,4 Knoten läuft.

Das Ziel ist der Ort Bozcaada auf der gleichnamigen Insel. Im Hafen werden wir freundlich aufgenommen. Im Ort gibt es eine wunderbar renovierte Wehranlage aus dem Mittelalter. Auch sonst bietet Bozcaada eine nette Atmosphäre.

 

7. August 2015

Mit Reff Gr3, Ge3 düsen wir heute nach Behramkale. Wir ankern vor dem Ort und erkunden den kleinen Hafen vorerst mit dem Dinghi. Freundliche Türken weisen uns einen Liegeplatz an und wollen beim Anlegen helfen. Rescher Wind, seemännischer Analphabetismus der Gastgeber und vor allem Verständigungsprobleme lassen das Anlegemanöver, natürlich direkt vor der Terrasse des Hotels Nazlihan, das erste Haus am Platz, zur Gratis-Abendshow werden. Trotzdem ist der Liegeplatz, besonders in Anbetracht dessen, dass wir morgen nach Assos wollen, sehr schön. Und auch gratis.

8. August 2015

Besuch von Assos. Die Ruinenstätte von Assos, am westlichen Nordufer des Golfes von Edremit, liegt wunderschön an einem Bergkegel hoch über dem Meer und bietet eine vorzügliche Fernsicht auf das umliegende Land, auf das Meer und die gegenüberliegende Insel Lesbos. Die Ruinen von Assos, das einst als die am schönsten gelegene griechische Stadt galt, stammen aus hellenistischer und römischer Zeit.

An der talseitigen Haltestelle des Otobüs erhalten wir die Auskunft, dass der nächste Bus nach Assos in einer Stunde kommt, der Aufstieg zu Fuß jedoch nur ca. 10 bis 15 Minuten dauert. Schon bald erkennen wir aber, dass die Uhren in der Türkei viel langsamer gehen. Wir haben Glück. Ein Einheimischer erkennt unsere Situation und hält mit dem Auto an. Zu sechst erklimmt der kleine Peugeot die Anhöhe mit den antiken Ruinenstätten.

Teile der mächtigen Stadtmauer sind noch gut erhalten. Die Akropolis, einst der Göttin Athene geweiht, macht leider keinen so guten Eindruck mehr. Der malerische Ort Assos mit seinen steil angelegten Wegen ist mit Souvenirläden vollgestopft, von denen jeder die selben Waren zu haben scheint.

Die Talfahrt in den Hafen gestaltet sich ähnlich. Wieder soll der Bus in 10 Minuten kommen. Nach 30 Minuten reißen unsere Nerven, wir gehen zumindest bis in den Ort Assos hinunter. Vielleicht kommt dort eher ein Bus. Wieder spricht uns ein Eingeborener an. Sein Sohn fährt uns mit seinem Auto um 20 Lira in den Hafen. Na wer sagt’s denn.

Beim Ablegen stellt sich heraus, dass die Muringleine des Nachbarschiffs, das mittlerweile abgelegt hat, in meiner Schraube steckt. Wieder kleines Hafenkino mit Taucheinsatz. Das Getriebe hat gestern schon im Rückwärtsgang gemuckt. Jetzt ist überhaupt kein Retourgang mehr vorhanden, was die Ausfahrt aus dem Minihafen nicht ganz einfach macht.

Was nun! Wenn man jemanden kennt (in diesem Fall Walther) der jemanden kennt (in jenem Fall Günter Besenmatter), geht’s ein bisschen leichter. Mit ihm vereinbare ich, dass wir bis Kusadasi durchsegeln und sein Mechaniker am Montagmorgen bei uns am Schiff ist. Alles andere macht ohne Retourgang ohnehin keinen Sinn.

 

9. August 2015

Gestern konnten wir noch bis 20 Uhr segeln, dann waren die Bedingungen eindeutig motorlastig. Erst nach dem heutigen Frühstück segeln wir unter Genua weiter. Wir haben ja den ganzen Tag Zeit für die letzten 30 Meilen. Es werden dann insgesamt 141 Meilen gewesen sein, die wir in 23 Stunden zurückgelegt haben.

Günter Besenmatter, der hier einen Stützpunkt betreibt, hat uns inzwischen einen Liegeplatz reserviert.

 

10. August 2015

Kurz nach acht ist Günters Mechaniker an Bord. Diagnose: Getriebeschaden. Schiff kranen, Getriebe raus, schauen, was alles kaputt ist. Es stellt sich heraus, dass das ganze Getriebe mehr oder weniger abgebrannt ist. Die Ursache ist höchstwahrscheinlich der geborstene Ölmessstab letztes Jahr, bei dem ich sehr viel Gebriebeöl verlor und es nicht sofort merkte.

Zu meinem Unglück ist ein komplett neues Getriebe fällig. Bevor der Mechaniker einen Finger rührt, muss Bares auf seinem Konto sein. Verena hilft mir mit einer Eilüberweisung dieses Problem zu lösen. 9.500 Euro habe ich nicht in Bar dabei. Noch dazu wo ich die Zeit in der Werft nütze, einen kleinen Crash am Bug ausbessern und einen Sonnenschutz anfertigen zu lassen.

 

11. August 2015

Ulli und Noah fliegen von Izmir nach Hause. Ich vertreibe mir den Tag mit der Erledigung div. Kleinkrams wie z.B. die neue Steuerbord-Laterne auszuwechseln. Der Segelmacher arbeitet inzwischen fleißig am Sonnenschutz. Abends soll das Getriebe eintreffen.

 

12. August 2015

Tatsächlich ist gestern abends noch das Getriebe per Kurier eingetroffen. Herr Bülent und seine Mannen bauen die Einzelteile wieder zusammen und das Getriebe ein. Der seitliche Sonnenschutz ist fertig, ebenso der „Plastiker“, der den Schaden am Bug repariert hat. Um 12 Uhr setzt der Kran meine Ganymed wieder in ihr Element.

Die Testfahrt läuft auf Anhieb positiv. Günter Besenmatters Organistionstalent hat mir viel Zeit und Energie gespart. So schnell hätte ich wahrscheinlich nicht einmal in Punat die Reparatur durchführen können. Dabei halte ich große Stücke auf die dortige Servicemannschaft.

Danke Günter!

13. August 2015

Mittag sind die Papiere für die Ausreise aus der Türkei fertig. Und fast fünf Tage in der brütend heißen Marina reichen auch wirklich. Es geht wieder in mein geliebtes Griechenland. Das haben anscheinend viele Flüchtlinge aus Nordafrika auch im Sinn. In den letzten Tagen wurden immer wieder Flüchtlinge mit der Coast Guard nach Kushadasi gebracht. Entlang der Küste Samos‘ findet man viele Stellen, an denen eines der Flüchtlingsboote gestrandet ist. Sie sind mit Rettungswesten und durchnässten Kleidungsstücken übersät.

Mich zieht es in die Ormos Mourtias an der Ostseite von Samos. Abends serviert sich der Skipper eine Bratwurst mit Senf vom Händlmayer und dazu ein köstlich kühles Efes.

 

14. August 2015

Tagwache 06:00. Eine Bergtour zum Kloster Zoodochas Pigis ist angesagt. Aus 300 Metern Höhe hat man einen traumhaften Ausblick. Nach dem Essen laufe ich Vathy, den Haupthafen von Samos, an. Der Kai wird gerade neu gestaltet, Wasser und Stromanschlüsse funktionieren schon teilweise. Allerdings stinkt es bestialisch nach Kanal im ganzen Hafengebiet. Hoffentlich wache ich morgen früh wieder auf.

 

15. August 2015

Schon vor dem Frühstück verlasse ich fluchtartig den Hafen, dem Tod durch Methangasvergiftung gerade noch entkommen. Das Sonnensegel bleibt heute drauf. Nur unter Genua mühe ich mich in die Ormos Limnionas ab, wo ich dann auch zwei Tage vor Anker liege, weil es hier wirklich sehr schön zum Baden ist.

 

14.8.2015

Heute glaube ich, einen Ort anlaufen zu müssen. Ausgerechnet auf Vathy, im Norden von Samos, fällt meine Wahl. Der Stadtkai wird gerade renoviert, Wasser und Strom funktionieren schon teilweise. Leider stinkt es derart penetrant nach Fäkalien, dass man sich in einer Kloake wähnt.

15.8.2015

Schon vor dem Frühstück verlasse ich fluchtartig den Hafen, dem Tod durch Methangasvergiftung gerade noch entkommen. Das Sonnensegel bleibt heute drauf. Nur unter Genua mühe ich mich in die Ormos Limnionas ab, wo ich dann auch zwei Tage vor Anker liege, weil es hier wirklich sehr schön zum Baden ist.

 

17.8.2015

Pithagoreion ist das heutige Ziel. In der Bucht vor dem Hafen kann man gut ankern. Am Ortskai liegen Sonja und Schorsch mit ihrer Grand Soleil 54. Die beiden habe ich schon in Limenaria auf Thasos kennengelernt. Abends gehen wir gemeinsam Essen.

 

18.8.2015

Ab 8 Uhr morgens ist im Stadthafen wieder neu für einen Tag zu Bezahlen, dementsprechend leer ist er nachdem ich aufwache. Kurz entschlossen verhole ich mich an den Kai und mache mich nach Samos Marina auf, um im dortigen Yachtladen Ersatzteile zu besorgen. Die Marina macht einen trostlosen Eindruck. Von den einstigen Shops ist nur ein Mini-Laden mit äußerst bescheidener Auswahl über geblieben.

Abends gibt es Rindersteaks bei Sonja und Schorsch am Schiff. Einfach wunderbar!

 

19.9.2015

Klar Schiff ist angesagt. Ulli schwebt, aus Wien kommend, ein!

 

21.8.2015

Wunderschöner Segeltag. Heute treffen wir den ersten unfreundlichen Griechen in Form des Hafenmeisters? der Grikou Bucht. Er verjagt uns ziemlich rüde vom angepeilten Ankerplatz weil heute noch ein sehr großes Schiff erwartet wird. Tatsächlich kommt wenig später das Wasserschiff und braucht fast die ganze Bucht zum Umdrehen und Ankern.

Wir finden ein nettes Platzerl in der Nähe des markanten Felsens, der den Eingang zur Bucht bewacht. Dass der Skipper diesen erklimmt, versteht sich von selbst .

 

22.8.2015

Skippers Geburtstag beginnt mit einer Reise nach Amorgos, in die Bucht Kalotyri. Hier waren wir schon 2010. Genau wie damals herrscht viel Wind und ist nur ein weiteres Schiff in der riesigen Bucht vor Anker. Das außergewöhnliche Geburtstagsgeschenk besteht in einer nächtlichen Fahrt am Anker quer durch die Bucht mit anschließendem perfekten Ankermanöver an der Südseite der Bucht. Und das alles, ohne auch nur eine Sekunde unseres wertvollen Schlafes opfern zu müssen.

 

23.8.2015

Stramme Verhältnisse heute, Reff 3/3 ist bei guten 8 Bft. genau das Richtige. Im schon bekannten Fährhafen Mirsini auf Schinousa ergattern wir, dank des Einsatzes einer griechischen Skipperin, die das eigene Schiff verholt und andere anweist, ebenfalls Platz zu machen, den letzten Liegeplatz an der Pier. Im örtlichen Resti holen wir die Geburtstagsfeier nach.

In dem kleinen Hafen liegt noch immer die gleiche griechische Superyacht unter englischer Flagge, wie bei unserem Besuch in 2010. Und wieder ist die Belegschaft der Athina II äußerst hilfsbereit. Alle fünf Segler dürfen sich gegen den Seitenwind aus Norden an dem Riesenpott verholen.

 

24.8.2015

Das heutige Ziel lautet Paroikias auf Paros. Unsere Nachbarin, die griechische Skipperin, versorgt uns noch mit wertvollen Tips und Ratschlägen für die Durchfahrt zwischen Paros und Antiparos. Einer davon lautet: Reffen, reffen, reffen.

Wir haben ohnehin, zum Erstaunen der Segler in Schinousa, bereits die Sturmfock gesetzt. Vorsicht ist eben nicht nur die Mutter der Porzellankiste sondern auch der Segler, welche nur zu zweit unterwegs sind.. Nach Verlassen des schützenden Hafens müssen wir feststellen, dass alleine die Sturmfock mit Motorunterstützung das Wahre sein kann. Bis zur Durchfahrt Paros/Antiparos kämpfen wir uns wacker bei 9 Bft. voran. Für die knifflige Durchfahrt bergen wir die Sturmfock. Nun heißt es peinlich genau navigieren.

Nach der Durchfahrt sind es noch vier Meilen nach Paroikias, wo wir in der windstillenBucht ankern wollen. 1,9 Meilen vor dem Ziel passiert das Unglaubliche, der Alptraum jeden Skippers. 40 Knoten Wind aus Nordwest, plötzlicher Ausfall der Maschine, manövrierunfähig auf Legerwall! Die steile Felsküste max. 200 Meter entfernt. Die Gischt brandet haushoch und mit Getöse die Felsen empor. Die Sturmfock erneut zu setzen würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Ich entscheide mich kurzfristig für die Genua, das Ausrollen geht einfach schneller. Und schon sind wir im nächsten Albtraum. Trotz Ufernähe muss ich eine Halse fahren, um den nötigen Schwung zu bekommen. Der Gegenkurs ist vom Windwinkel noch eher erfolgreich als der derzeit gefahrene Kurs.

In der Hitze des Gefechts gerät das Ausrollen der Genua außer Kontrolle, der Holepunkt ist noch von der Sturmfock nach ganz vorne gestellt. Den gewaltigen Druck auf’s Achterliek hält nicht einmal die „Unzerstörbare“ 3D-Genua aus. Für einen kurzen Augenblick sehen wir zwei Teile der Genua, bevor sich das Segel in unendlich viele Teile verabschiedet.

Trotz der mittlerweiligen Totalauflösung der Genua gelingt es uns wenigstens, den Abstand zur Küste einigermaßen zu halten, bevor wir wieder in die Durchfahrt zwischen Paros und Antiparos abfallen können. Inzwischen habe ich auch das Groß mit Reff 3 soweit gesetzt, dass wir wieder steuerbar sind. An der Nordseite von Antiparos sehe ich am Plotter zwischen zwei kleinen Inseln eine Art Bucht mit geringer Wassertiefe.

Die Bucht zwischen Kavouras und Diphlo soll unsere Rettung sein. Beim Näherkommen sehen wir schon einen Kat in der Bucht ankern. Die Segler haben ein Riesen-Dinghi dabei. Ich versuche auf uns aufmerksam zu machen, hoffe, dass man uns mit dem Dinghi hilft, falls das Ankermanöver in die Hose geht. Die Verständigung zwischen Slowenen und Österreichern funktioniert leider nicht nach meinen Wünschen. Alle scheinen staunend darauf zu warten, was der mit den zerfetzten Segeln wohl als nächstes vor hat.

Wir haben nur einen einzigen Versuch! Ulli lässt das Groß zum exakt richtigen Zeitpunkt fallen, der Aufschießer gerät ein wenig zu kurz, 50 Meter Kette fallen auf 12 Meter Sandgrund, Schweißperlen spritzen fast waagrecht aus den Poren. Das Schiff ist auf 6 m Tiefe, als der Anker greift, die Brandung 112 m hinter uns. Uff! Ulli und ich fallen uns kurz in die Arme, die Erleichterung ist schier grenzenlos.

Noch während wir überlegen, was als nächstes zu tun ist steht ein junger Mann vom Katamaran an Bord. „Hallo, ich bin Tomaz aus Slowenien, wir haben nicht genau gewusst was du von uns willst, aber wie kann ich dir helfen?“. Gemeinsam bergen wir die Segel. Dann sinkt der Adrenalinspiegel, ich mache eine Sunde gar nichts. In den Ohren klingt leise Chris de Burgs Don’t Pay the Ferryman.

Sieben bis acht Bft. und die nahen Klippen beschleunigen uns dabei, einen zweiten Anker auszubringen. Schwerstarbeit bei diesen Bedingungen . Der Zweitanker ist mit 20 kg schwerer als der Hauptanker, er soll ja auch bei Extrembedingungen helfen. 10 m Kettenvorlauf mit 10-mm-Kette und vierzig Meter Bleileine mit 40 m Verlängerung wollen bewältigt werden. Die Mühe wird aber mit zusätzlicher Sicherheit belohnt.

Auf die Suche nach der Ursache des Motorausfalls werde ich schnell fündig. Der Grobfilter des Diesels ist wieder total voll. Nachdem der Skipper vor vier Wochen lernen musste, dass dieser Filter immer in Reserve an Bord sein muss, greift selbiger in die Ersatzteilkiste, holt einen neuen Filter heraus und wechselt ihn. Das alleine hilft aber leider nicht. Thomaz hat inzwischen über den Hafenkapitän von Paroikia die Telefonnummer eines Mechanikers in Antiparos eruiert. Der meldet sich aber nicht.

Rod Heikells Greek Waters Pilot entnehme ich die Nummer von Afros Yacht Service in Paroikia. Man bietet Mechanical repairs, Sailmaker, Chandlers, und General Hardware an. Das ist unser Mann! Schon flitzen die Finger über die Telefontasten. Trotz frühem Abend hebt jemand ab, der sich mein Problem anhört und verspricht in Bälde, spätestens morgen früh um neun Uhr zurückzurufen.

Und das passiert nie. Man hebt auch keine Gespräche mit meiner Nummer ab.

Plötzlich ruft Theodor, der Mechaniker aus Antiparos zurück um mir mitzuteilen, dass er mir nicht helfen kann. Er gibt mir aber die Nummer von Richard in Paroikia auf Paros, der könnte sicher helfen. Richard entpuppt sich als halber Österreicher und halber Grieche, der auf Paros unter anderem Yachtservice betreibt. Die erste Telefonprognose ergibt, dass wir auch den Feinfilter am Motor wechseln wollen.

Ich schmeiß mich ins Dinghi und bring ihm den alten Feinfilter als Muster. Die Überfahrt von Antiparos nach Paros ist hier im Norden 1,2 Meilen breit. Windstärke 6 und 2 m Welle lassen die Fahrt zum Abenteuer werden. Sofort reite ich wieder zurück zur Ganymed, Ulli kann ich bei diesen Bedingungen nicht alleine an Bord lassen.

Zwei Stunden später hole ich zwei neue Feinfiltern auf Paros ab. Zweiter Vollwaschgang, dieses Mal mit Schleudern, ist angesagt. Die Wellen haben inzwischen gute drei Meter erreicht. Das Ergebnis ist leider ebenfalls negativ. Der Tank scheint so versifft zu sein, dass zu wenig Diesel angesaugt wird. Richard verspricht für den nächsten Tag eine Lösung.

Treffpunt 10 Uhr, wieder in der Palmenbucht. Morgens hat der Wind nur 5-6 Bft. Zusammen mit Richard, einem 25-l-Kanister Diesel, div. Schläuchen und einem Pumpball zum Entlüften, geht es Richtung Ganymed auf Antiparos.

Richard legt einen Bypass vom Kanister direkt zum Grobfilter, die Maschine läuft astrein. Und 25 l sollten für die vier Meilen nach Paroikia reichen. Was ich nicht wusste ist, dass es vom Motor auch einen Dieselrücklauf in den Tank gibt. Und da rinnt ein Mehrfaches der angesaugten Menge wieder in den Tank zurück. An der Stelle, wo wir schon einmal umdrehen mussten, meint Richard, das der Diesel gleich aus ist. Mehrere Stoßgebete später ankern wir in der Bucht Paroikias auf Paros, direkt vor Richards Haus, mit dem letzten Tropfen Sprit.

Strom und Wasser sind zur Neige gegangen. Unser Generator läuft für die Produktion von Wasser und um die Batterien zu laden, stirbt aber immer wieder ab. Wahrscheinlich ist auch hier der vergammelte Tank schuld.

 

26. August 2015

Heute wird der Tank gereinigt. Mit dem Dinghi voll leerer Kanister, Werkzeug und Pumpe hole ich Ricardo ab. Der Tank wird ausgepumpt und penibel gereinigt. Ansaugleitung und Tank waren voll Dreck aus den nicht gewarteten Tanks in der Türkei und Griechenland. Nach dem „Auftanken“ läuft die Maschine sauber und ruhig, lediglich der Generator will sich nicht erholen.

Bei näherer Inspektion durch Ricardo stellt sich heraus, dass der Auspuff des Generators ein klitzekleines Loch hat, aus dem Salzwasser austritt und die Backbordseite des Generators versaut. Alles ist voll mit eingetrocknetem Salz. Die Elektromagnetspule für die Steuerung der Dieselzufuhr ist so verkrustet, dass sie nur mehr teilweise arbeitet. Fehler gefunden.

Als kleines Erlebnis zwischendurch sehe ich die Yacht eines Franzosen an unserem Schiff vorbeitreiben. Sie hat sich vom Anker losgerissen, treibt durch das Feld der Ankerlieger auf das offene Meer zu. Etliche Nachbarn bestaunen das Schauspiel, ein Germane mit Warham-Kat ruft gar die Hotline der Küstenpolizei, welche in Athen sitzt, an.

Ich werfe mich in mein Beiboot, jage dem treibenden Segelboot hinterher und entere es. Als Erstes versuche ich, die gesamte Kette zu fieren. Null Ergebnis. Entweder treibe ich schon zu schnell oder es ist schon zu tief. Plan B besteht in dem Versuch, den Motor zu starten, was schließlich auch gelingt. Ich fahre das Schiff in seichte Gewässer zurück und ankere neu. Den Knopf zum Abstellen des Motors finde ich nicht, also lasse ich den Jockel weiterlaufen.

Ricardo setzt inzwischen die Spule in seiner Werkstatt soweit instand, dass wir abends Wasser und Strom erzeugen können. Eine neue Spule wird in Athen bestellt. Christian, ein benachbarter Ankerlieger, bietet uns seine Hilfe bei anfallenden Arbeiten an. Für die Bergung der kaputten Genua kommt das Angebot genau richtig.

 

27.8.2015

Wieder ist Ricardo am frühen Vormittag an Bord. Heute wird der Auspuff des Generators mit „flüssigem Metall“ geklebt. Anschließend entsalzen wir die Ganymed, Wasser ist ja wieder genügend vorhanden. Nachmittags installiert mir Ricardo zwei Apps am Handy. Mit einer kann ich fast gratis ins Internet, mit der anderen fast gratis weltweit über Internet telefonieren. Nachmittag zur freien Verfügung in der Altstadt.

 

28.8.2015

Heute haben wir eigentlich nur die Ersatzgenua angeschlagen und das Großsegel geklebt. Ricardo ersetzt die provisorisch reparierte Magnetspule am Generator durch eine neue, die inzwischen aus Athen gekommen ist. Strom und Wasser sind wieder aufgeladen bzw. voll.

Alle Systeme hochgefahren!!! Morgen früh Abfahrt nach Milos.

29.8.2015

Der Wetterbericht spricht von 12 bis 18 kn Wind. Gute Voraussetzungen für den Schlag nach Milos. Wir gehen es trotzdem vorsichtig an und binden ein Reff ins Groß. Schon eine halbe Meile außerhalb der Bucht wehen 6 bis 7 Bft. Unser Freund Dave würde sagen: „It’s just a forecast!“.

Also wieder mit Reff 3/3 nach Milos, wo sich in Adamas eine schöne Ankerbucht anbietet. Schon beginnt das „Abenteuer des Tages“, indem wir uns eine verwaiste Ankerkette einfangen. Bis wir sie über Wasser haben ist die Kette derart vertörnt und straff gespannt, das an ein Lösen mit normalen Mitteln nicht mehr zu denken ist. Aber der gewiefte Skipper hat ja einen Winkelschleifer mit Trennscheibe an Bord. Lasset die die Funken spritzen!

Jetzt haben wir aber die Schnauze voll für heute und fahren an die Pier im Ort.

 

30.8.2015

Ausser kleinen Instandsetzungsarbeiten passiert heute nichts am Schiff. Ulli und ich mieten uns ein Moto und brausen nach Plaka. Hier wurde die antike Venus von Milo gefunden. Was soll’s, ich habe ja meine eigene Venus am Sozius.

 

31.8.2015

Das Windloch Ägäis wollen wir langsam hinter uns lassen. Zu viel Wind hatten wir die letzten Tage. Heute, auf dem Weg nach Neapolis auf dem östlichen Finger des Peloponnes, gehen wir es gemütlich an. Bis kurz vor Kap Maleas haben wir zwei dann ein Reff im Groß. Am Kap angekommen schütten wir auch das noch aus.

Bei so wenig Wind ist das Kreuzen nach Neapolis zu mühsam, wir beschließen die Segel einzuholen und unter Motor Neapolis anzulaufen. Die Genua zu bergen schaffen wir gerade noch, als uns Böen aus Nordwest kurz nach dem Kap mit 9 Bft. treffen. Unser betagtes Groß können wir in der Eile nicht mehr retten. Die von Lorena voriges Jahr in Riposto reparierte Stelle hält nicht mehr. Wir haben wieder einmal zwei Großsegel und das Abenteuer des Tages abgehakt.

Die letzten Meilen nach Neapolis motoren wir. Im Hafen gibt es ein super Platzerl in Lee des Kais.

 

1.9.2015

Vormittag wechseln wir das Großsegel vom alten Elvström auf das neue North. Dadurch laufen wir erst relativ spät, um 15:15 Richtung Mani aus, wo wir in Limin Kagio ankern wollen. Bei der Ankunft ist es schon finster. Prompt will uns einer unserer „Lieblingsnachbarn“ belehren, dass wir zu nahe an seiner Jolle ankern, obwohl wir 70 m entfernt sind. Ansonsten ist der Ankerplatz prima.

 

2.9.2015

Der Segeltag ist an sich unspekulär, sieht man von der langen Distanz ab, die wir komplett kreuzen müssen. 66 Meilen in verschiedensten Kombinationen von Reffs, das ist ganz schön anstrengend. Eigentlich wollen wir bis Pilos, aber in Methoni verlässt uns der Ehrgeiz. Wir biegen ab und ankern im Schutz einer venezianischen Festungsanlage. Den Ort kennen wir schon von früheren Besuchen.

 

3.9.2015

Der heutige Schlag führt uns nach Katakolon. Bei moderaten Winden aus Nordwest stehen abends 67 Meilen auf der Logge, wieder alles nur Kreuzkurse. Im Hafen stinkt es bestialisch, daher ankern wir in der großen Bucht vor dem Ort.

 

4.9.2015

Der Wind wird immer weniger. Schlappe 8 Knoten herrschen bis kurz vor Zakynthos, dann schläft der Wind ein. Bevor wir in den Hafen einlaufen ankern wir noch und gehen baden.

 

5.9.2015

Für den heutigen Tag ist fast kein Wind angesagt. Schnell besorgen wir noch ein paar Lebensmittel im SPAR-Markt, dann legen wir ab. Vorbei an Kephalonia nach Ithaki zu motoren, nehmen wir uns vor. Um 14:30 sind wir kurz vor der Andreou-Bucht, eigentlich zu früh zum Ankern. Also ändern wir geringfügig den Kurs, um Phiskardo anzulaufen. Fünf Meilen vor dem Ziel lässt uns der Wind wissen, dass es ihn auch noch gibt. Er meldet sich für kurze Zeit mit 5 Bft. bevor er sich auf 3 Bft. aus Nordwest einpendelt.

Dieses Mal ankern wir in der Bucht 0,5 sm südlich Phiskardos, ebenfalls mit Landleine, aber hoffentlich ruhiger.

 

6.9.2015

Spiegelglatte See erwartet uns am Morgen. In dieser Ankerbucht war es wirklich ruhiger als vor dem Ort Phiskardo zu ankern. Um 09:45 legen wir ab, nehmen unter Motor die Strecke nach Levkas in Angriff. Nach einer Stunde regen sich 2 Bft. Immerhin können wir acht Meilen segeln. Der Anker fällt vor der Marina.

 

7.9.2015

Der Versuch, die Sprayhood in der Segelmacherei der Marina nachnähen zu lassen, misslingt. „Zu viele Jobs in der Line!“ Beim Chandler im Ort ergänze ich einen Fender und besorge eine Talje für das Cunningham.

Auch heute setzt der Wind erst gegen 11 Uhr ein, bekommt aber im Laufe der Zeit 4 bis knapp 5 Bft. Schöner Segelwind bis Sivota. Die Bucht nordöstlich der kleinen Insel Mourtemeno kennen wir von früher. Diesen schönen Ankerplatz wollen wir wieder aufsuchen. Umso größer unser Entsetzen, als wir um die letzte Ecke biegen, die Bucht ist nicht mehr zu erkennen. Der Robinson Club hat an der Nordseite Mourtemenos ein Wassersportzentrum errichtet. Es wimmelt nur so von Surfern, Standup-Paddlern und Badegästen. Dazwischen wird Wasserski gefahren!

Plan B ist der Ankerplatz zwischen Ag. Nikolaos und dem Festland. Hier waren wir vor drei Jahren mit den Seer’s. Viele Plätze zum Ankern sind nicht mehr frei. Zehn vergebliche Versuche den Anker zum Greifen zu bringen lassen uns leicht verzweifeln. Und wieder zahlt niemand Eintritt im Hafenkino.

Schließlich bringt Plan C, die nördliche Bucht am Festland, beim zweiten Versuch Erfolg.

 

8.9.2015

Die kurze Strecke nach Gouvia gestaltet sich mühsam, haben wir doch den Ehrgeiz, den größten Teil unseres Törns zu segeln. Bei zwei Bft. gegenan keine leichte Aufgabe. Trotzdem sind wir nachmittags vor Ort und ankern in Marinanähe. Die Hafenbebörde bekommt die Chance, uns ordnungsgemäß auszuklarieren, nützt diese aber nicht. Man hat wahrscheinlich vormittags schon so viel gehackelt, dass man am Nachmittag nicht mehr öffnen muss.

 

9.9.2015

Heute kommen wir schon viel besser voran. Gegen 14 Uhr sind wir vor Erikousa. Eigentlich wollen wir hier ankern, der Wind hat aber auf Süd gedreht und damit die Ankerbucht ungemütlich gemacht. So segeln wir bis Sonnenuntergang weiter nach Otranto, wo wir um Mitternacht ankommen. Zwei Stunden später kommt starker Wind aus nordwestlicher Richtung auf, es wird auch hier ungemütlich. Der Ankeralarm reißt mich vier Mal aus dem Halbschlaf. Aber Gottlob keine ernsten Schwierigkeiten.

 

10.9.2015

Der erste regnerische Tag des Törns. Nachdem es auch ziemlich windig ist, bleiben wir im Hafen von Otranto.

 

11.-12.9.2015

Um 07:30 setzen wir die Segel im Hafenbecken. Reff 2 im Groß und Reff 1 in der Genua reichen bei 4-5 Bft. Der Wind kommt aus Nordwest, ziemlich genau dort wollen wir auch hin. Hohe Wellen machen das Kreuzen zur Schwerarbeit. Nach 12 Stunden auf Steuerbordbug stehen wir 20 sm westlich von Durres, 76 Meilen sind gesegelt. Ich komme mir wie ein Bergbauer vor, der das ganze Leben nur Nordhänge mäht.

Mit Einbruch der Dunkelheit werden die Segel geborgen. 80 Meilen liegen noch vor uns. Die Wellen sind teilweise so unangenehm, dass die Ganymed nur mit halber Kraft motoren kann. Trotzdem laufen wir um 09:20 bei schönstem Wetter in Cavtat ein. Unser alter Bekannter Roman empfängt uns in der Bucht nördlich des Ortes mit der „Eclipse“, der längsten Privatyacht der Welt. Letztes Jahr durften wir die Abramowich’sche „Moon“ in Kotor kennenlernen. Und der Kerl hat auch noch ein drittes Schiff dieses Kalibers.

Relaxen, dank Watermaker Wasser produzieren und das Schiff entsalzen, spazieren gehen. So das heutige Programm bei leicht herbstlichen Bedingungen.

 

13.9.2015

Das erste Mal seit langer Zeit sind wirklich viele Segelschiffe unterwegs. Bei wenig Wind pflügen wir durch die nordwärts treibenden Schiffe. Nur einen 45er Halberg wehrt wsich kurz bevor auch sie einsehen muss, dass gegen uns kein Kraut gewachsen ist. In Sobra auf Mljet tanken wir Diesel und legen uns anschließend an die Pier der Konoba „Mungos“.

 

14.9.2015

Als wir heute erwachen, hat sich Roman mit seiner „Eclipse“ in der Bucht breitgemacht. Er muss wohl in der Nacht noch gekommen sein. Draussen weht es mit 5 Bft. aus Südost. Nur unter Genua bestreiten wir den Weg nach Lovisce, immerhin 48 Meilen Vorwind. In der Bucht Lovisce ankern wir mit Landleinen.

 

15.9.2015

Der Wind hat etwas zugenommen, die Richtung aber behalten. Vorbei an Hvar kommen wir, wieder nur mit Genua, beachtlich flott voran. Am späten Nachmittag kommen wir bereits in Primosten an. Der gewohnte Ankerplatz in der Nähe der Fischermole ist frei für uns.

 

16.9.2015

Der Südost steht die ganze Nacht hindurch. Als wir vom Einkaufen zurückkommen hat er bereits lockere 7 Bft. erreicht. Über ein Setzen des Großsegels brauchen wir also auch heute nicht nachzudenken. Nach kleinem Slalom durch die Inselwelt vor Sibenik und im Murtersko More steuern wir direkt auf Iz zu. Vor Knez legen wir am Anleger der Konoba Knez an. Eine halbe Stunde später wir auch der Wind abgeschaltet.

 

17.9.2015

Der Südost soll laut Vorhersage auch heute noch anhalten, jedoch nur mehr maximal vier Windstärken erreichen. Groß und Genua werden gesetzt. Aber schon nach 10 Meilen reffen wir das Großsegel auf Reff zwei, dreißig Knoten Wind sind erreicht. Beim Passieren Molats auf der Westseite zeigen die Instrumente 40 Knoten Wind. Trotz mittlerweile gereffter Genua ist das Schiff schlecht steuerbar weil die Wellen von schräg hinten anlaufen. Speed zwischen 9 und 10, manchmal deutlich drüber. Wir verbraten einiges Adrenalin.

Im Windschatten von Sv. Petar, der Nachbarinsel Iloviks, bergen wir die Segel und motoren die letzten vier Meilen nach Veli Losinj, wo wir in der Rovenska anlegen. Hier ist es fast Windstill, gespenstisch nach der Fahrt.

 

18.9.2015

Bleierne Flaute beherrscht den letzten Tag unseres Törns. Selbst auf der berüchtigten Strecke zwischen Rab und Punat rührt sich kein Lüftchen. Um 13:40 laufen wir in Punat ein. Und, fleißig wie wir nun einmal sind, beginnen wir sofort das Schiff auszuräumen und zu reinigen.

3.406 Seemeilen waren wir insgesamt unterwegs
2.032 Meilen davon sind wir gesegelt und leider
1.374 Meilen mit Motor gefahren.

32 Nächte verbrachten wir in Marinas, inkl. der 9 unfreiwilligen Tage in Punat.
59 Nächte hingen wir an unserem Delta-Anker.
5 Nächte vertrauten wir mehr oder weniger einer Boje.
22 Nächte haben wir in diversen Häfen festgemacht.